Biografie
Foto: © Joachim Gern
Douglas Wolfsperger wurde am 25. Dezember 1957 in Zürich als deutscher Staatsbürger geboren. Er wuchs am Bodensee mit zwei jüngeren Geschwistern auf. Seine Eltern sind die Augenärzte Dr. med. Giso Wolfsperger (1912-1967) und Dr. med. Edith Wolfsperger, geb. von Riss (1924-2022). Nach dem frühen Tod des Vaters kam Wolfsperger mit 10 Jahren zur Entlastung der Mutter in das Kloster-Internat der oberschwäbischen Benediktiner-Abtei Weingarten, wo vorwiegend katholische Bauernsöhne untergebracht waren.
Nachdem das Internat 1972 aufgelöst wurde, folgte eine Odyssee durch mehrere Schulen, u.a. die evangelische Internatschule in Gaienhofen (1977). Schließlich legte Wolfsperger in Konstanz sein Abitur ab. Erste Erfahrungen, die auf eine Laufbahn als Filmemacher hindeuteten, machte Wolfsperger bereits während der Schulzeit mit Super-8-Filmen, u.a. drehte er einen 60-minütigen Film mit dem Titel “Die Begegnung der Jungfrau Maria mit John Travolta und deren Folgen“.
Nach dem Abitur absolvierte er ein Regiepraktikum beim Südwestfunk in Baden-Baden. 1982 erfolgte der Umzug nach München, wo er an Produktionen der Hochschule für Fernsehen und Film mitarbeitete.
Im Sommer 1985 entstand in Konstanz am Bodensee der erste eigene Spielfilm Lebe kreuz und sterbe quer, eine Satire um einen Bäckermeister, der seinen eigenen Tod vortäuscht. 1990 verlegte Wolfsperger seinen Hauptwohnsitz von München wieder zurück an den Bodensee. 1992 drehte er den Kino-Spielfilm Probefahrt ins Paradies – eine katholische Wallfahrts-Satire vom Bodensee mit Christiane Hörbiger, Barbara Auer, Axel Milberg und Mathias Gnädinger in den Hauptrollen.
Seit Anfang der 90er-Jahre realisierte Wolfsperger zudem zahlreiche Fernseh-Dokumentarfilme über die unterschiedlichsten Menschen und ihren Alltag, so u.a. über Müllmänner (Der Dreck muss weg), eine Klofrau (Die Königin vom Bahnhofsklo), Weihnachtsmänner (Vom Himmel hoch), Hebammen (Windeln, Wehen, Kaffeekannen) und Totengräber (Das letzte Geleit). 1995 siedelte Wolfsperger sich in der Kölner Südstadt an und war in den folgenden Jahren vorwiegend für den WDR als Autor von TV-Dokus tätig. Im Jahr 1998 wurde seine Tochter Paula Luisa geboren.
Mit seinem Spielfilm Heirate mir!- Die Braut und ihr Totengräber (1999) sorgte Wolfsperger für reichlich Verwunderung in den Feuilletons. Grund war die umstrittene Besetzung: Ausgerechnet die schauspielunerfahrene Verona Pooth (Ex-Feldbusch) engagierte er als Hauptdarstellerin. An der Seite vom preisgekrönten Ulrich Noethen mimte sie eine zwielichtige Polin. Im Jahr 2002 machte Wolfsperger mit seinem Film Bellaria – So lange wir leben! auf zahlreichen internationalen Festivals Furore und erhielt eine ganze Reihe von Auszeichnungen, u.a. den Bayerischen Filmpreis, den Ernst-Lubitsch-Preis, den Prix Europa sowie The Gold Plaque For Best Documentary in Chicago. Im selben Jahr wurde im neuen Lebensmittelpunkt Berlin die Tochter Calista geboren.
Auch der Dokumentarfilm Die Blutritter (2003), uraufgeführt bei den Internationalen Filmfestspielen in Locarno, wurde als „meisterhaftes Beispiel für das dokumentarische Kino“ gefeiert. In Oberschwaben, wo der Film spielt, kam es nach der Premiere zu heftigen Reaktionen der Bevölkerung. Einige Protagonisten des Films wurden diskriminiert und bekamen sogar Morddrohungen von oberschwäbischen Frömmlern. In Locarno wurde 2005 auch Wolfspergers nächste Arbeit War’n Sie schon mal in mich verliebt? mit großem Beifall aufgenommen. Er erzählt hier die aufregende Lebensgeschichte des vergessenen Stars Max Hansen und zeichnete zugleich das Porträt der bewegten Weimarer Zeit. Der Film erhielt von der Filmbewertungsstelle (FBW) das Prädikat: „Besonders wertvoll“.
2006 folgte der Kino-Dokumentarfilm Der lange Weg ans Licht, ein einfühlsames Porträt einer Hebamme, die zwischen Ost-Deutschland und Tansania pendelt. Wolfspergers bislang privatestes Werk Der Entsorgte Vater wurde im Herbst 2008 bei den Internationalen Hofer Filmtagen uraufgeführt. Der Film kam im Juni 2009 mit großem Medienecho ins Kino und löste eine neue Debatte zum Thema Familienrecht und Familienrechtssprechung in Deutschland aus. Am 30. August 2012 startete die Doku Doppelleben im Kino, ein Porträt zweier Doubles von Angela Merkel, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Im Dezember 2014 feierte Wiedersehen mit Brundibar Kinopremiere, ein Dokumentarfilm über jugendliche Schauspieler und ihre Begegnung mit der charismatischen Holocaust-Überlebenden Greta Klingsberg.
Scala Adieu – Von Windeln verweht, der neueste Kino-Dokumentarfilm, uraufgeführt bei den 52. Hofer Filmtagen 2018 und preisgekrönt bei den 40. Biberacher Filmfestspielen mit dem Doku-Biber für den besten Dokumentarfilm, startete am 21.3.2019 in den deutschen Kinos.
Aktuell arbeitet Wolfsperger an zwei neuen Kino-Dokumentarfilm-Projekten mit den Arbeitstiteln Sie, Er, Ich (seit 2021) und Der Wald gehört uns (seit 2023). Seit 2024 ist er Künstlerischer Leiter der Biberacher Filmfestspiele.
Douglas Wolfsperger ist Vater von zwei Töchtern und lebt und arbeitet in Berlin-Charlottenburg und am Bodensee.
Sendetermine: 25.11.1995, 26.11.1995, 25.03.1996
Sendetermin: 10.05.1997
An ihr kommt keiner vorbei, der ein kleines oder größeres Bedürfnis hat: Wie eine Königin thront die füllige Anita El Abdulli in der Toilettenanlage im Düsseldorfer Hauptbahnhof.
„Eine Klofrau bin ich nicht“, sagt sie stolz. Sie versteht ihre Arbeit als einen sozialen Dienst und hat auch für gesellschaftlich Gestrandete immer ein offenes Ohr. Unzählige Menschen aller Schichten gehen in den Toiletten täglich ein und aus und hinterlassen ihre Spuren und wie unterschiedlich man ihr das Örtchen hinterlässt, davon weiß Anita El Abdulli allerhand Kurioses zu berichten. Aber auch außerhalb der Toilette kommt bei der vielseitigen Persönlichkeit keine Langeweile auf: Sie betreibt Bibelstudien und schreibt Gedichte.
Trotz gesellschaftlicher Missachtung steht sie zu ihrer Arbeit auf dem Klo. Doch wenn es einst im Paradies ein stilles Örtchen gäbe, dann wolle sie dort lieber nicht mehr arbeiten..
Sendetermine: 13.12.1997, 16.12.1997
Sendetermine: 03.06.1995, 04.06.1995, 18.08.1995
Sie sind ein altes Gespann, die Kölner Hebammen Monika Plonka und Therese Schlundt. Sie waren die ersten, die in den fünfziger Jahren als freie Hebammen die natürliche Geburt propagierten. Ohne Medikamente, ohne große Technik. Sie gründeten das „Geburtshaus“ in Köln und die „Oase“, ein Zentrum für Geburtenvorbereitung. An die 9.000 Kinder haben sie inzwischen auf die Welt gebracht. In Köln sind sie fast so bekannt wie der Oberbürgermeister – eine bekam sogar das Bundesverdienstkreuz. Douglas Wolfsperger hat sie bei der Arbeit begleitet und war auch bei der Geburt eines kleinen Jungen dabei.
1991 | Das letzte Geleit
Sendetermin: 23.11.1991